Ein literarisches Kolloquium im Nachklang des 75. Geburtstages von Werner Kofler (23.07.2022), gleichzeitig eine Erinnerung an eine langjährige persönliche und künstlerische Freiheit dieser „ungleichen Brüder“ (Kofler)
Kooperation des klagenfurter ensemble mit Robert-Musil-Institut und Gert-Jonke-Gesellschaft
„Ich hatte in einer damals in Kärnten sehr wichtigen Literaturzeitschrift als 16jähriger meine ersten Gedichte veröffentlicht, die von einer gewissen Fachwelt als gewissermaßen ästhetisch sensationell betrachtet wurden, und Kofler hatte das gelesen, das durchaus nicht als sensationell betrachten können, sondern als eher ihm etwas gezähmt erscheinend, und das komme ihm so vor, wie zu Schaukelpferden herunterdressierte Shetland-Ponys, die ich doch endlich zum Leben erwachen lassen sollte, um sie dann in den Nordwind zu jagen“, schrieb Gert Jonke über seine erste Begegnung mit Werner Kofler, das war der Beginn einer Lebensfreundschaft. Vor allem die schwierige erste Phase der schriftstellerischen Karriere erlebten die beiden jungen Autoren gemeinsam, obwohl aus ganz verschiedenen Milieus und Familienverhältnissen kommend.
Aber auch in der Rückschau 1996 umreißt Jonke das Elixier ihres Künstlerlebens:
„… ist vor allem, daß uns beiden nie die Idee gekommen wäre, mit unserer Kunst irgend etwas Karriereartiges in die Wege zu leiten. Was wir wollten, war und ist eigentlich nichts anderes, als ein paar literarische Kunstwerke zu verfertigen, die nichts anderes bewirken sollten, als daß uns diese Welt und ihr Kosmos, in dem sie sich befindet, ein wenig verständlicher werden könnte…“
Aus Anlass des 75. Geburtstages von Werner Kofler gibt die Veranstaltung einen Überblick über Wesen und Strahlkraft seines dichterischen Schaffens: „Der grimmige Witz und die sardonische Unverfrorenheit machten Kofler zu einer singulären Erscheinung im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Sie verhinderten aber auch den ganz großen Erfolg – Werner Kofler blieb Zeit seines Lebens und darüber hinaus ein Autor mit überschaubarer Lesergemeinde. Wohl auch, weil er sein Leben lang mit unverblümter Direktheit, heroischer Ausdrucksgewalt und Wut und Wucht gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Infamie und Perfidie von Politikern und Meinungsmachern und die verlogenen Seilschaften des Kunst- und Literaturbetriebs anschrieb…“ (Heimo Mürzl)
Gerti Drassl und Antonio Fian lesen signifikante Textauszüge, unter anderem aus:
– Örtliche Verhältnisse (1973 – das erste Buch von Werner Kofler)
– Guggile – Vom Bravsein und vom Schweinigeln. Eine Materialsammlung aus der Provinz (1975)
– Hotel Mordschein – Mutmaßungen über die Königin der Nacht (1989)
– Kalte Herberge – Wie es gerochen haben mag und wonach (2004)
– Begegnung mit Werner Kofler (Gert Jonke)
– Wir brauchen eine neue Sprache (Gert Jonke)
– Gedichte von Jonke und Kofler im direkten Vergleich
– Der Schriftsteller Antonio Fian – er war mit Werner Kofler seit Mitte der 1970er-Jahre ebenfalls freundschaftlich verbunden – bezeichnet sich gewissermaßen als sein „Schüler“ und faßt deren persönliche Beziehung in seiner Erzählung „Lehrer Kofler“ zusammen.
VORSTELLUNG am 20. Dezember 2022 / 20 Uhr
SPIELORT klagenfurter ensemble, theaterHALLE11, Messeplatz 1 / 11, Klagenfurt
KARTENRESERVIERUNG unter 0463 310 300 oder ke@klagenfurterensemble.at
KARTENPREIS beträgt 20 Euro (regulär) bzw. 15 Euro (ermäßigt)
LESUNG Gerti Drassl, Antonio Fian
GESTALTUNG, PRÄSENTATION Martin Polasek