Ton.Hof.Spur
Ein Jahresfaden mit Anknüpfungen klagenfurter ensemble zusammen mit kärntner künstlern und kulturinitiativen
Cocktail aus ungegenständlicher Musik.
Cocktail aus Messer und Wirklichkeit.
Messer aus Spitze und Abstraktion.
(H. F. Kulterer)
DER TONHOF
… ein künstlerischer Ort …
… eine der berühmtesten Künstlerkolonien im Nachkriegsösterreich …
…ein Refugium, Arbeitsmöglichkeiten und Sommerfrische der österreichischen Avantgarde …
… ein magischer Ort …
… ein altes Gerichtsgebäude, ein Kapitelhaus …
… ein offenes Haus, in dem die Kunst den Ton angab …
… der Tonhof – ein strenger Herr …
… ein Mythos …
… ein Freiraum voller Anregung und Abenteuer …
Es war einmal – der Tonhof.
Im Besitz und betrieben vom Ehepaar Maja und Gerhard Lampersberg.
Sie Sängerin, er Komponist.
Tonhof in Maria Saal – ein Ort der Feste, der Avantgarde, der Sommerfrische, der Künstler >in residence<.
Ein Jahrzehnt lang. Goldene Zeit.
Die Spuren von damals sind klangvoll:
Musik. Und große Namen der österreichischen Literatur.
>Die Faszination des Tonhofs war für mich (Sechzehnjährigen) einerseits, dass meine Schreibversuche von Gerhard ernst und wichtig genommen wurden, andererseits das Anarchische, das von diesem Menschen ausging. Neben dem Gerhard, der alle Konventionen brach, gab es die Maja, die alle Konventionen einhielt. Für mich war der Tonhof somit der erste Ort der Dramatik. (…) Es war ein ungeheurer Ort: ein Ort größter Gesetzlichkeit und größter Gesetzwidrigkeiten, ein Ort der Form und zugleich der Anarchie, hier wurde geschaffen und zerstört. Es war ein künstlerischer Ort. Gerhard war der Mittelpunkt, der größte Menschenbetörer und Menschenverstörer. Dann der wahnsinnige Artmann, der ein Landmädel nach dem anderen vernaschte und das Vögeln zum poetischen Akt erklärte. Daneben der puritanisch strenge, von Pickeln übersäte Thomas Bernhard, der immer sagte, dass nur er etwas könne, die anderen nicht, und dass er den Nobelpreis bekommen werde. Das Erstaunliche war die Symbiose von Schock und Vergnügen, die Regelübertretung war gleichzeitig das Leben. Ich schwieg die meiste Zeit und beobachtete, und alles, was ich sah, nährte meine Sehnsucht nach einem Künstlerleben. Dass die Maja das alles zusammengehalten hat, ist ihr großes Verdienst.<
Peter Turrini
Der Tonhof war ein in der österreichischen Nachkriegsliteratur zweifellos einzigartiges Phänomen, geboren aus Privatinitiative, Kunstbegeisterung, Mäzenatentum, Spielfreude, einem kräftigen Schuss Anarchie und dem Bedürfnis, in einem Land, das in erster Linie mit der Pflege und Konservierung seiner eigenen Vergangenheit beschäftigt war, zumindest punktuell der künstlerischen Moderne Raum zu geben. Der Tonhof war inmitten einer von nationalen und völkischen Traditionen bestimmten Politik und Kulturszene gleichsam exterritorial: eine literarisch-künstlerische Enklave, ein Gegenbild zu den herrschenden Verhältnissen und Vorstellungen …
Klaus Amann
Uraufgeführt am 27. Feber 2013
um 20 Uhr im Theater Halle 11 Eine Produktion des klagenfurter ensemble
Lady´s Voice