Text von Ferdinand Schmatz
Musik von Bruno Strobl gespielt von Annelie Gahl: Violine Solo
15. Dezember 2015 19.30
Eintritt frei
Die Geburt des Gesangs geht einher mit der Geburt der Stimme als solche. Von innen kommend, wendet sich der Laut von der Kehle an das Ohr des Anderen, der Anderen, verlangend ist es ein Zaudern zwischen Ich und Du.
Gehört wird immer. Mit dem Verlassen der Laute aus dem Munde ist die Geburt der Sprache, aber auch schon ihr Tod anwesend. Das Sprechen verlängert diesen Zeit–Raum, der Gesang macht ihn allgegenwärtig, eine Utopie ohne Anfang und Ende – ein, unser orphisches Motiv!
Zu hören in den Menschen, den Wesen, den Dingen. Bedarf es einen Grund? Ja: Den über die Verführung hinaus. Wie weit reicht diese, ist sie eine des Selbst oder reißt sie das andere Selbst der Wesen und Dinge mit in die Höhe und in den Grund: Himmel, Hölle wie Wolke, Höhle.
Die oder das oder der Angesungene oder Angeschaute, muss nicht allein im überlieferten Mythos verharren. In Orphne wenden wir das Blatt!
Ja, Orphne (eine summarisch Auto-Bio-Graphie aus Eurydike, Marilyn Monroe und anderen …) ist jene, die schaut, damit auch er, Orfeo (eine summarische Auto-Bio-Graphie aus Pasolini, dem Sänger Josef Schmidt und einem dichterischen Ich) erkennt: in ihr, sich und sie durch ihn erkennt. Liebe also? In der Musik und Sprache wird es sich weisen.
FERDINAND SCHMATZ
ist Dichter und Essayist, geboren in Korneuburg und lebt in Wien. Er studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Wien. Schmatz war Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Nihon Universität Tokio, Japan, und lehrte Gegenwartsliteratur an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. 1995-1996 war er Juror beim Bachmann- Wettbewerb. Weiters: Autorenlabor (1994) und Wiener Vorlesungen zur Literatur (2002-2003) in der Alten Schmiede in Wien, zahlreiche Lesungen, Symposien und Veröffentlichungen im In- und Ausland und ebensolchen Zeitschriften. Seit 2012 ist er als UniversitätsprofessorLeiter des Instituts für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Er ist Nachlassverwalter und Herausgeber des Werks von Reinhard Priessnitz.
Ausgezeichnet u.a. mit dem Christine-Lavant-Preis, Förderungspreis zum Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur, Buch.Preis der Arbeiterkammer Oberösterreich, Georg-Trakl-Preis, Elias-Canetti- Stipendium der Stadt Wien, Heimrad-Bäcker-Preis, H. C. Artmann-Preis, Ernst-Jandl-Preis.
Veröffentlichungen (Auswahl): Maler als Stifter (poetische Texte zur bildenden Kunst), das grosse Babel (Gedicht), Portierisch (Roman), Tokyo Echo, oder wir bauen den Schacht zu Babel, weiter. Zuletzt: Durchleuchtung – ein wilder Roman aus Danja und Franz (2007), Quellen – Gedichte (2010). 2016 erscheint: LESE – Essays zur Poetik, Literatur und Kunst und das Prosa Gedicht »Das gehörte Feuer – orphische Skizzen«.
BRUNO STROBL
»Eine sehr reizvolle Aufgabe, diesen ausnehmend vielschichtigen Text einzurichten für einen Sprecher (Ferdinand Schmatz) und Violine solo (Annelie Gahl) – zwei in ihrem Metier hervorragenden Künstlern. Die Vielschichtigkeit des Textes kommt meinem vielschichten Denken beim Komponieren entgegen, wobei die einzelnen Abschnitte auch als eigene Musikstücke funktionieren… damit auch noch einmal einen Bogen spannen und in ihrer Abfolge mit Rücksicht auf eine entsprechende Dramaturgie entwickelt wurden. Die Solistin wechselt zwischen einer Geige mit Präparierungen und einer mit Skordatur. Damit kann die klangliche Vielfalt erweitert werden bis in mikrotonale Bereiche.«
Bruno Strobl lebt als Komponist in Wien und Klagenfurt und ist Präsident der „Internationalen Gesellschaft für Neue Musik“ – Österreich. Von 1988 bis 2009 als Dirigent mit dem „ENSEMBLE KREATIV“ Aufführung vieler zeitgenössischer Werke im In- und Ausland. Leiter des 2005 von ihm gegründeten Ensembles „MusikFabrikSüd“. Zahlreiche Aufführungen seiner Werke im In- und Ausland, bei vielen Festivals für neue Musik. Aufnahmen durch den ORF, durch Rundfunk und Fernsehen in Slowenien sowie in Deutschland. Von 2002 bis 2006 verschiedene Musiktheaterprojekte in Zusammenarbeit mit „neuebuehnevillach“. 2012 vielbeachtete Kirchenoper „Sara und ihre Männer“ im „Carinthischen Sommer“ Ossiach. Er ist Träger von vielzähligen Preisen und Auszeichnungen.
Genauere Informationen unter: www.brunostrobl.at
ANNELIE GAHL
Annelie Gahl ist Trägerin des Anton-Bruckner- Preises der Wiener Symphoniker; sie lebt als freischaffende Geigerin in Wien. Begann das Violinspiel an der Hochschule Mozarteum bei Paul Roczek und schloss ihre Studien 1991 an der Wiener Musikhochschule bei Ernst Kovacic ab. Danach ermöglichte ihr ein Stipendium der Alban Berg Stiftung einen Studienaufenthalt an der Northern Illinois University bei Shmuel Ashkenasi. 1995 wurde sie Mitglied der Camerata Salzburg, im selben Jahr begann auch ihre regelmäßige Mitwirkung im Concentus Musicus, dem Orchester Nikolaus Harnoncourts. Von 2000-2003 arbeitete sie als Stimmführerin und Konzertmeisterin in der Wiener Akademie; Lehrverpflichtungen an einer Wiener Musikschule sowie an der Universität Mozarteum in Salzburg runden ihre vielseitige Tätigkeit ab. Solistische Auftritte tätigte sie mit der Salzburger Kammerphilharmonie und der Camerata Salzburg u.a. im Linzer Brucknerhaus und im Wiener Musikverein, sowie bei Festivals, wie Wien Modern, Ostrfestival Hall, Festwochen Gmunden, etc. Ihre erste Solo Cd erschien 2005 unter dem Titel „innaron“ und beinhaltet Werke von H.I.F. Biber , sowie zeitgenössischer österreicher Komponisten. Im Sommer 2009 leitete sie das Barockorchester „Capella Triumphans“ bei den Salzburger Festspielen. Ihr besonderes Interesse gilt der Kammermusik, vornehmlich im Bereich der „Neuen“ und „Alten“ Musik, was zahlreiche Aufnahmen dokumentieren.Sie befasst sich auch intensiv mit Improvisation, dies u.a. als musikalische Partnerin des Tänzers Mario Mattiazzo, mit dem sie mehrere Produktionen im Wiener Schauspielhaus und im Odeon erarbeitete.